Der Tagungsband ist da!

Deutsch-polnisches Museumsforum
23.11.2023

Bei der inzwischen sechsten deutsch-polnischen Kuratorentagung im HAUS SCHLESIEN vom 24. bis 26. Mai 2023 stand die museale Vermittlung der Themen Flucht und Vertreibung im Mittelpunkt. Kuratoren und Museumsfachleute aus verschiedenen deutschen und polnischen Kultureinrichtungen haben während der zweieinhalbtägigen Tagung jedoch nicht nur aktuelle Projekte zu den Themen Flucht, Vertreibung und Heimatverlust diskutiert, sondern auch auf die Veränderungen im Umgang mit der Thematik in Museen und die Entwicklung der musealen Aufarbeitung geblickt und damit das eigene Wirken reflektiert. Der nun erschienen, zweisprachige Tagungsband beinhaltet die überarbeiteten Schriftfassungen der Vorträge, ergänzt um entsprechendes Bildmaterial.

Dem Ablauf der Tagung folgend, stellt Renata Matysiak aus dem Archäologisch-Historischen Museum in Glogau (Głogów) im ersten Beitrag zunächst die verschiedenen, bislang durchgeführten Projekte und Ausstellung des Museums zu Flucht und Vertreibung vor, bevor Sie sich der aktuellen Dauerausstellung zu den Geschehnissen in Glogau im Jahr 1945 intensiver widmet. Es folgt die Abhandlung von Jochen Neumann über das in Erbendorf in diesem Jahr neueröffnete Museum „Flucht – Vertreibung – Ankommen“ und die einzelnen dort präsentierten Ausstellungsabschnitte. Es folgt ein Bericht von Natalie Reinsch zum Projekt „Herkunft.Heimat.Heute.“ des Museumsverbands für Niedersachsen und Bremen e.V. (MVNB) mit dem Schwerpunkt auf der in diesem Rahmen entstandenen Wanderausstellung vom „Ihr zum Wir“. Der Beauftragte für Vertriebene und Spätaussiedler des Freistaates Sachsen, Dr. Jens Baumann, schildert nachfolgend die Idee des Projektes „Transferraum Heimat“ in Knappenrode und stellt die einzelnen Ausstellungsthemen vor.

Diesen Praxisbeispielen folgt mit dem Arbeitsbericht der Masterstudentin Vanessa Rauch über ihr Forschungspraktikum ein etwas wissenschaftlicherer Blick auf die das Thema illustrierenden Objekte: Rauche schildert hier ihre Arbeit mit den Beständen der Bunzlauer Heimatsammlung in Bezug auf ein noch in der Pilotphase befindliches Forschungsprojekt zur Provinienzforschung an Objekten aus den früheren deutschen Ostgebieten. Die Ausstellung „entKOMMEN“, die die Städtischen Museen Zittau 2020 präsentierte, ist Gegenstand des folgenden Aufsatzes. Der Ausstellungskurator Bartholomäus Nowak nimmt darin vor allem die besondere Situation im Dreiländereck in den Blick. Es folgt ein Überblick über die unterschiedlichen Ausstellungen und Projekte zu Flucht, Vertreibung und Heimatverlust im HAUS SCHLESIEN und darüber, wie sich Ausrichtung und Blickwinkel auf die Thematik im Laufe der Jahrzehnte verändert haben. Auch der folgende Beitrag von Henryk Dumin aus dem Riesengebirgsmuseum in Hirschberg (Jelenia Góra) arbeitet auf, wie sich die Perspektive auf die Thematik und die Schwerpunktsetzung bei den eigenen Ausstellungen über die Jahrzehnte gewandelt hat. Janusz Stolarczyk beleuchtet in seinem Beitrag anhand von Veröffentlichungen des Museums des Neustädter Landes (Prudnik) diesen Prozess noch etwas interdisziplinärer, indem er die unterschiedlichen Perspektiven von Polen und Deutschen aufführt und die Hintergründe erläutert. Im abschließenden Artikel berichtet Bogna Piter aus Oppeln darüber, wie die Themen Flucht und Vertreibung aus und nach Schlesien in dem, im Jahr 2022 eröffneten Dokumentations- und Ausstellungszentrum der Deutschen in Polen präsentiert werden.

Mit der Veröffentlichung der Beiträge, sollen die Erkenntnisse aus der Tagung einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden. Möge dies zur kritischen Reflexion und zum Perspektivwechsel anregen und den Anstoß zu weiteren Projekten geben.

Silke Findeisen

Die Arbeitstagung wurde gefördert mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

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