ÜBER DAS PROJEKT

Begegnung und Austausch – auch über Grenzen hinweg – sind von Beginn an in der Satzung des Vereins HAUS SCHLESIEN e.V. als wichtige Zielsetzung festgeschrieben. Im Jahr 1973 wurde der Verein, der in seiner Satzung als Zweck die Einrichtung eines „Zentrum[s] für die Sammlung, Dokumentation, Pflege, Erhaltung sowie Präsentation und Vermittlung der Kultur und Geschichte Schlesiens“ festgeschrieben hat, von einem knappen Dutzend Schlesier gegründet. Fünf Jahre später war mit dem ehemaligen Fronhof im Siebengebirge eine passende Immobilie gefunden, die sich als Kultur- und Begegnungsstätte eignete. In dem denkmalgeschützten Gebäudekomplex unterhält der Verein heute das Dokumentations- und Informationszentrum für schlesische Landeskunde mit Museum, Bibliothek und Archiv sowie einen Hotel- und Gastronomiebetrieb.

Die Arbeit des Dokumentations- und Informationszentrums (DIZ) verfolgt das Ziel, mit einer breiten Öffentlichkeit in Dialog zu treten und sie mit Themen aus Geschichte, Kultur und Gesellschaft, die in unmittelbarem Zusammenhang mit Schlesien stehen, vertraut zu machen. Als Ort lebendiger Erinnerungskultur zählt es zu seinen Aufgaben, die Kultur und Geschichte der Region Schlesien zu bewahren und zu vermitteln – als Ort der Begegnung und Bildungsstätte für Deutsche und Polen trägt es zur europäischen Verständigung bei. In diesem Sinne pflegt HAUS SCHLESIEN intensive Kontakt zu zahlreichen Museen, Universitäten und Kultur- und Bildungseinrichtungen in Deutschland, Polen und Tschechien und organisiert in Kooperation mit diesen Seminare, Workshops und Tagungen, die dem gegenseitigen Kennenlernen und dem Austausch untereinander dienen.

Hierzu zählen die seit 1996 im HAUS SCHLESIEN durchgeführten „Schlesischen Begegnungen“. In diesem Rahmen werden jährlich bis zu zehn Studienseminare in Zusammenarbeit mit schlesischen Universitäten, Fachhochschulen und Bildungseinrichtungen veranstaltet. Mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums des Innern kommen jeweils 20 bis 30 polnische Germanistik- oder Geschichtsstudenten zu einwöchigen Seminaren nach Königswinter. Die Teilnehmer erleben ein vielfältiges Programm aus Vorträgen, Workshops und Exkursionen, die dem Kennenlernen, der Vertiefung ihrer Kenntnisse und der Auseinandersetzung mit Kultur und Geschichte Schlesiens, der Bundesrepublik Deutschland und den deutsch-polnischen Beziehungen dienen. Im Rahmen der Seminare arbeiten die Studenten außerdem Präsentationen und Referate zu aktuellen, die Region Schlesien, die europäische Einigung und die deutsch-polnische Nachbarschaft betreffenden Themen aus. Hierfür greifen sie auf die Bestände der Bibliothek und des Archivs von HAUS SCHLESIEN zurück. Die Seminare sind an vielen Hochschulen inzwischen in die Studiengänge integriert und die Teilnahme am Seminar einschließlich Abschlusspräsentation wird den Teilnehmern als Studienleistungen anerkannt. So sind die „Schlesischen Begegnungen“ im Laufe der inzwischen 25 Jahren zu festen Bestandteilen der Studiengänge an den kooperierenden Einrichtungen geworden.

Die Reisebeschränkungen während der Corona-Pandemie und die damit verbundenen Absagen der Seminare haben die Suche nach alternativen Vermittlungsformen erfordert und damit den Anstoß dazu gegeben, das vorliegende Onlineportal zu entwickeln.  Dieses bietet die Möglichkeit, Präsenzseminare bei Bedarf in den virtuellen Raum zu verlegen, für Seminar- und Tagungsteilnehmern Materialien zur Vor- und Nachbereitung bereitzustellen oder Universitäten und Bildungseinrichtungen digitalisiertes Archivmaterial zu Lehr- und Forschungszwecken zur Verfügung zu stellen. Denn Bibliothek, Archiv und Sammlung von HAUS SCHLESIEN halten vielfältige Quellen bereit, die für die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Region Schlesien bzw. den deutsch-polnischen Beziehungen von großem Erkenntniswert sind.  Das Portal ist in zwei Bereiche aufgeteilt: einen internen, passwortgeschützten sowie einen öffentlichen Bereich.

Ersterer bietet die Möglichkeit, unterschiedlichen Teilnehmergruppen für die Vor- oder Nachbereitung der Seminare bzw. die Erarbeitung ihre Referate jeweils geeignete Dokumente, Literatur und Bildmaterialien an die Hand zu geben. In dem öffentlich zugänglichen Teil des Portals können Berichte über die Seminare sowie Ergebnisse der Teilnehmer einer breiten Öffentlichkeit präsentiert werden.

Für Außenstehende ist es durch das Portal möglich, mehr über die Inhalte und Ergebnisse der verständigungspolitischen Begegnungen im HAUS SCHLESIEN zu erfahren und an den Erkenntnissen und Erfahrungen teilzuhaben. Dadurch können die Nutzer des Portals einen anderen Blick auf den Umgang mit dem gemeinsamen Kulturerbe, auf Gemeinsamkeiten und Differenzen der Deutschen und Polen bzw. der älteren und jüngeren Generationen in Bezug auf die Vergangenheit und die Zukunft Schlesiens und Europas gewinnen. Das kann und soll zum Umdenken anregen. Durch das Online-Portal sind die Diskussionen und Erkenntnisse aus den Seminaren öffentlich zugänglich, wodurch ein größerer Personenkreis in den grenzüberschreitenden Dialog einbezogen werden kann.